Katz und Maus in Palästina: Love, Theft and Other Entaglements

Mousa (Sami Metwasi), ein junger Palästinenser, ist ein Gauner, braucht Kohle und liebt eine verheiratete Frau. Als er ein Auto mit brisantem Inhalt klaut, geraten die Dinge außer Kontrolle. Love, Theft and other Entanglements eben.

Die weitere Handlung ist relativ vorhersehbar, die Dialoge könnten an vielen Stellen etwas mehr Feinschliff vertragen und gerade in der Mitte des Films verliert sich der dann arg konstruierte Plot in einigen Längen. Erinnert der Film von Muayad Alayan in seiner Schwarz-Weiß-Optik zu Beginn (wohl bewusst) an ‚Außer Atem‘ von Godard, kann er diesem Vorbild im Folgenden nicht mehr gerecht werden.

Doch wirklich übel nehmen wir das dem Film nicht. Einige Szenen sind wirklich gelungen, die Darsteller machen ihre manchmal etwas plattitüdenhafte Performance durch körperlichen Witz wett und die Bilder selbst sind nicht nur schön komponiert, sondern erzeugen auch selbst immer wieder komische Momente.

Einzig das zu einfache und versöhnliche Ende hinterlässt einen etwas schalen Beigeschmack. Die politische Botschaft der Macher gerät mitunter etwas plump in den Vordergrund und geht dann auf Kosten der künstlerischen Rafinesse, Letztlich hat man mit dem Film dann aber doch einen durchaus vergnüglichen Abend.

Sven und Costja

(Bildmaterial: Berlinale Filmstill, Sektion: Panorama)

Wo politische Schranken kluge Filme schaffen: Taxi – Jafar Panahi

Hauptschauplatz ist ein Taxi auf dem Weg durch das politische Teheran.

Seine Fahrgäste – Unterdrückung, Kriminalität, Todesstrafe, Zensur, Menschenschicksale.

Der Fahrer – kein Anderer als der Regisseur selbst!

Jafar Panahi äußert nicht zum ersten Mal Kritik  an der iranischen Regierung. Er ist einer der wichtigsten unabhängigen Filmemacher des Irans, so wurde er 2010 aufgrund  von „Propaganda gegen das System“  zu einem 20-jährigen Dreh- und Ausreiseverbot verurteilt. Gefilmt wurde trotzdem, allerdings aus der Perspektive des Armaturenbretts oder der Handykameras der Fährgäste. Panahi selbst hält in „Taxi“ nie eine Kamera in der Hand. Dafür changiert er zwischen Dokumentation und Schauspiel, wovon insbesondere deutlicher die erste Hälfte des Films getragen wird. Auch die Akteure sind in den anfänglichen Szenen ausdrucksstärker angelegt. – Kritisch, aber mit dem nötigen Augenzwinkern.

Es ist nicht geklärt ob es sich bei seinen Gesprächspartnern um reale oder fiktive Charaktere handelt. Und eigentlich ist es am Ende dann auch nicht mehr wichtig, wenn er durch ihre Stimmen von den Bedingungen seines persönlichen Schaffens und der politischen Lage seines Landes berichtet.

Nach unserem Eröffnungsfilm-Faux-Pas ein Film, über den wir uns freuen können.

Unbedingt schauen,  wer auf politisch kreatives Kino steht!

Maike

(Bild oben: Berlinale Filmstill, Sektion: Wettbewerb)

Überwintern im Kino: Nobody Wants the Night

Eigentlich wäre es dieser Film gar nicht wert, viele Worte darüber zu verlieren – wäre, wenn ihn nicht die Berlinale-Organisatoren aus unerfindlichen Gründen zum Eröffnungsfilm der Festspiele ernannt hätten und wenn er uns in seiner melodramatisch überhöhten Minderwertigkeit und seinem schlecht versteckten Rassismus nicht so wahnsinnig empören würde. So aber müssen wir dann doch ein paar Worte dazu sagen: Nadie Quiere la Noche (so der Originaltitel) von Isabel Coixet ist repetitiv, pathetisch, latent rassistisch und so langatmig, dass wir oft kurz vorm Einschlafen gewesen wären – hätten wir uns vor lauter Verzweiflung nicht ins Augenrollen und Wütend-in-die-Sitzkissen-Boxen geflüchtet. Dieser Film ist gerade in seiner zweiten Hälfte eine Beleidigung – Punkt.

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Der archetypische Teaser-Text

Zuerst:

Ein Teaser für den archetypischen Teaser-Text

Die Berlinale. 415 Filme, auf 10 Tage großstädtischen Stresses verteilt, lassen den Festivalbesucher orientierungslos in den Kinosälen zurück. Nur eine Sache verspricht Halt: die Texte, die im Berlinale-Programm zu jedem Film eine prägnante Beschreibung liefern und dessen jeweilige Stimmung mit viel Feingefühl spürbar machen wollen. Doch diesen Erwartungen können die Teaser nicht gerecht werden, hinter der Fassade zeigt sich eine resignierte Einförmigkeit, die jeden Film mit den immergleichen Worten in den Himmel lobt.

Diesem Umstand nähern sich die Schreiber von ‚4 Kinder und 1 Feldbett‘ mit viel Fingersptzengefühl in ihrem Meisterstück ‚Der archetypische Teaser-Text‘ an. Durch die geschickte Re-Kombination verschiedener typischer Versatzstücke sämtlicher Teaser-Texte und den analog gehaltenen Stil  weisen sie auf den desolaten Zustand der Teaser-Kultur hin, ohne bei all der Dramatik ihr charakteristisches Augenzwinkern zu verlieren. So werfen sie unweigerlich Fragen auf wie „Muss denn jeder Teaser gleich klingen?“ und „In wie vielen Filmen spielt James Franco denn bitte noch mit?“

Ein Muss für jeden Teaser-Text Liebhaber.

Und nun:

Der archetypische Teaser-Text zum archetypischen Film ‚La Uniformité de las Cosas‘

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Unser Fahrplan für morgen

YEAH!! Wir haben unsere Tickets!!

Erfolgreich waren wir bei der Ticketvergabe: Wir evolvierten (gezwungenermaßen) alle zu Frühaufstehern und waren weit vor dem ersten Hahnenschrei an der Schlange (vom Sonnenlicht keine Spur zu sehen). „First!“ konnten wir zwar nicht schreien, aber im geordneten Chaos haben  wir durch unsere Erfahrung siegessicher, schnell, effizient und zielgerichtet unsere Schalter anvisiert und erstürmt.  So konnten wir alle unsere Wunschtickets für heute und morgen ergattern. Keine Selbstverständlichkeit – letztes Jahr war unser Jubelschrei groß nach solch einer Heldentat! Wir Kinder werden auch so langsam erwachsen…

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Gleich gehts los…

…in 15 Minuten werden wir die ersten Tickets in Händen halten – und können ausnahmsweise schon jetzt ganz zuversichtlich sein, alle Filme zu bekommen, die wir uns vorgenommen haben: Dank beherzten Frühaufstehens stehen wir diesmal so weit vorn in der Schlange wie wohl noch nie zuvor und konnten die Wartezeit entspannt im Warmen verbringen. Übrigens mit einem neuen Gesicht: Svens Bruder Janosch leistet uns dieses Jahr auf dem Feldbett Gesellschaft.

Apropos Feldbett: ‚Feldbetten müssen leider draußen bleiben‘, oder dürfen zumindest nicht in der Schlange aufgebaut werden – aus Sicherheitsgründen, wie man uns sagte. Wir sind entrüstet!

Bam, wir haben die Badges!

We’re officially accredited, now! Heut Mittag haben wir uns das komplette Berlinale-Paket geholt (s.o.) und sind damit erstmal stolz über den Campus und durch die Mensa flaniert. Die diesjährigen Leinen-Taschen waren wohl noch von der Grünen Woche übrig… Immerhin gefallen sie uns besser als die unförmigen grauen Säcke vom letzten Jahr – aber lieber hätten wir natürlich solide Umhängetaschen gehabt, wie es sie früher gab… Ja, ja, Jammern auf hohem Niveau.
Übrigens liegen noch vor dem ersten Film schon wieder die Nerven blank – um es wie Maike auszudrücken: „Ja schön, dass er jetzt schon wieder eine hysterische B*tch ist. Und die Berlinale hat noch nicht einmal begonnen…“ Gemeint war Sven.
Nun heißt es für uns alle, früh ins Bett gehen, damit wir morgen spätestens halb 7 in der Schlange stehen – bzw. auf unserem Feldbett sitzen. Die Wartezeit werden wir wohl nutzen, um endlich mal unsere Programmpläne aufeinander abzustimmen: Bisher gibt es da kaum Überschneidungen und es wär doch sehr schade, wenn die 4Kinder am Ende ganz vereinzelt im Kino säßen…

Nur noch 3 Tage…

…bis zum ersten Film: Am Freitag, um 12.00 Uhr starten wir mit „Nadie quiere la noche“ (Nobody wants the Night) in die 65. Berliner Filmfestspiele. Damit steht zumindest ein Termin fest. Danach wird es hingegen schon schwieriger: Jeder von uns hat schon etwa 30 Filme auf der Liste – die alle in zehn Tagen unterzubringen und trotzdem noch Zeit zum Schreiben (und Schlafen) zu finden, wird gelinde gesagt eine Herausforderung… zumal manche von uns diesmal parallel noch ein paar andere Verpflichtungen haben.

Aber gut, erfahrungsgemäß sinken die Ambitionen im Laufe der Tage und Stück für Stück werden wir uns wohl von dem ein oder anderen Filmjuwel verabschieden müssen. Auf mindestens 20 Filme pro Person sollten wir aber trotzdem kommen!