Der archetypische Teaser-Text

Zuerst:

Ein Teaser für den archetypischen Teaser-Text

Die Berlinale. 415 Filme, auf 10 Tage großstädtischen Stresses verteilt, lassen den Festivalbesucher orientierungslos in den Kinosälen zurück. Nur eine Sache verspricht Halt: die Texte, die im Berlinale-Programm zu jedem Film eine prägnante Beschreibung liefern und dessen jeweilige Stimmung mit viel Feingefühl spürbar machen wollen. Doch diesen Erwartungen können die Teaser nicht gerecht werden, hinter der Fassade zeigt sich eine resignierte Einförmigkeit, die jeden Film mit den immergleichen Worten in den Himmel lobt.

Diesem Umstand nähern sich die Schreiber von ‚4 Kinder und 1 Feldbett‘ mit viel Fingersptzengefühl in ihrem Meisterstück ‚Der archetypische Teaser-Text‘ an. Durch die geschickte Re-Kombination verschiedener typischer Versatzstücke sämtlicher Teaser-Texte und den analog gehaltenen Stil  weisen sie auf den desolaten Zustand der Teaser-Kultur hin, ohne bei all der Dramatik ihr charakteristisches Augenzwinkern zu verlieren. So werfen sie unweigerlich Fragen auf wie „Muss denn jeder Teaser gleich klingen?“ und „In wie vielen Filmen spielt James Franco denn bitte noch mit?“

Ein Muss für jeden Teaser-Text Liebhaber.

Und nun:

Der archetypische Teaser-Text zum archetypischen Film ‚La Uniformité de las Cosas‘

Ein Familienvater Mitte 30, mit viel Gefühl dargestellt von James Franco und Robert Pattinson in einer doppelten Halbrolle, trifft sich ein letztes Mal mit seinem Geliebten in einem abgelegenen Strandhaus, dem treibenden Kraftfeld ihrer Existenz. Als beide (also, alle drei) unerwartet schwanger werden und auch noch eine dritte, diesmal politisch brisante Partei (raffiniert verkörpert von James Franco) auf den Plan tritt, scheint nichts mehr, wie es war. In einem immer weitere Kreise ziehenden Wechselspiel aus irgendeiner Emotion und irgendeiner anderen Emotion und gewissenhaften Höhen und Tiefen treibt das Geschehen dem ausweglosen Kampf um die Liebe und die grundlegenden Fragen des Menschseins entgegen.

Hintersinnig inszeniert der Regisseur Prinz Kay One nach ‚Die Uhr der Sonne‘ und ‚L’horloge du soleil‘ in einem weiteren zeitlosen Historienfilm die wahre Geschichte eines Außenseiters mit feinfühliger Sensibilität, noch authentischer als die wahre Geschichte, und liefert gleichzeitig ein vielschichtiges, prägnantes Sittenbild von einer Gesellschaft am Ende ihrer Zeit.

Ein Muss für Freunde des ästhetischen Kinos. Und von Frames Janco.

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