After-Talk/ Agnieszka Holland – Mr Jones
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Schauspieler, die sich als Regisseure versuchen, sind ja so eine Sache. Letztes Jahr kam Idris Elbas Filmdebüt Yardie raus, von dem ich im Nachhinein wohl eingestehen muss, dass Elbas Strahlkraft mich ein bisschen geblendet hatte. Das sollte mir diesmal nicht passieren! Weder Jonah Hill, noch die geballte 90er Nostalgie (inklusive 4:3 Format!) würden mich diesmal blenden. Haben sie auch nicht, weil Mid90s einfach ein verdammt guter Film geworden ist, der auch ohne Hill, Nostalgie und sogar ohne Skateboards noch funktionieren würde. weiterlesen →
Der sprichwörtliche „Boden unter den Füßen“, der rutscht der Unternehmensberaterin Lola im Laufe dieses Films weg – es geht um Leistungsdruck, Abhängigkeit, existentielle Unsicherheit. Sven hat den österreichischen Wettbewerbsbeitrag gesehen. IIn der Kurzkritik erzählt er, warum er ihn zumindest zu zwei Dritteln gelungen findet.
Bildmaterial: Berlinale Stills; Wettbewerb
Ein junger Mann und eine junge Frau kommen zurück in ein Haus an der argentinischen Küste. Sie kennen dieses Haus, sie fühlen sich unwohl hier und sie sind scheinbar Geschwister: Lu und Gilda. Zwischen beiden herrscht von Anfang an eine diffuse Anspannung – Lu begegnet seiner Schwester beinahe feindselig, aber mit stoischem Gesicht – deren Hintergründe sich nur nach und nach und auch bloß andeutungsweise offenbaren.
Ist ein Film automatisch schlecht, wenn er stellenweise so eklig ist, dass es einem die Fußnägel hochrollt und man sich im Kino oft wünscht, woanders zu sein? Nein, auf keinen Fall. Im Fall des Goldenen Handschuh von Fatih Akin würde ich argumentieren, dass die angewiderten Reaktionen des Publikums (mich eingeschlossen) eher ein Qualitätsmerkmal sind. Am Ende bleibt für mich aber das Fragezeichen: war das grade nur eine abgefahrene Geisterbahnfahrt, oder bleibt hier wirklich was zurück? weiterlesen →
Ein Film über Erinnerungen – und zugleich über die Gegenwart. Florian Kunert, selbst 1989 im sächsischen Neustadt geboren, erkundet in seinem experimentellen Dokumentarfilm die Einstellungen und Erinnerungen ehemaliger DDR-Bürger*innen aus dem sogenannten „Tal der Ahnungslosen“ hinter Dresden, indem er sie einen „Deutsch-Orientierungskurs“ für syrische Geflüchtete geben lässt – inklusive gelebter Geschichte mit Pionierappellen und Uniformen. Klingt abgefahren? Ist es auch, und gerade deshalb ein (größtenteils) sehr gelungenes Erstlingswerk, das in der Perspektive deutsches Kino ebenso gut aufgehoben wäre wie im Forum.
Ein „dokumentarischer Spielfilm“ über Menschen, die bei ihrem Suchen nach und Versuchen mit der Liebe begleitet werden – und dabei „sich selbst spielen“. Klingt spannend! Geht aber leider gehörig in die Hose.
Das liegt vor allem daran, dass die Wette auf die hybride Form – dokumentarisch, aber mit inszenierten Elementen – nicht aufgeht. Statt die Grenzen zwischen beiden Formen zu verwischen und auch die inszenierten Szenen dokumentarisch wirken zu lassen, passiert genau das Umgekehrte: Auch die dokumentarischen Szenen bekommen zu großen Teilen etwas gekünsteltes, wirken aufgesetzt. Dem Film gelingt genau das nicht, was intime Dokus ausmacht (und was der Regisseur Tamer Jandali nach der Vorführung für sich beanspruchte), nämlich die Gefilmten die Kamera vergessen zu lassen. In easy love hingegen wirken der Umgang und das Sprechen zwischen den Auftretenden allzu oft zu emphatisch, zu wohlartikuliert, zu sehr für ein Publikum gesagt und getan, als dass es sich ‚echt‘ anfühlen könnte. Heraus kommt ein Film, der weder den Kriterien des Dokumentarischen, noch des Spielfilms genügt: Er wirkt eben wie schlecht gespielt.
To thávma tis thálassas ton Sargassón von Syllas Tzoumerkas ist ein eigenartiger Film. Er durchkreuzt seine eigenen Annahmen pausenlos und scheint eine ganze Weile vor allem auf Desorientierung und überfordertes Lachen abzuzielen. So etwas lässt sich eigentlich nur schwerlich bewerten, denn entweder, man steht auf abgedrehten Scheiß, oder eben nicht, oder? Nicht ganz, denn eine Regel gibt es bei Grotesken dann doch: Wenn du dich einmal in das Chaosland begibst, kannst du nicht mehr raus. Genau das versucht Sargassón aber, und in seiner Rückkehr zu einem ernsten Tonfall und kohärentem Handlungsablauf verspielt er die Immunität, die seine erste Hälfte noch innehatte.
Filme über Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche gab es in den letzten Jahren ja schon einige. Nicht, dass das etwas Schlechtes wäre, im Gegenteil. Während Spotlight aber sehr nah an den außenstehenden Journalisten dranblieb, die die Missbrauchsfälle aufdeckten, und der exzellente El Club aus dem Jahr 2015 die Sicht straffälliger Priester erzählt, gibt François Ozon in Grâce à Dieu den Opfern von Missbrauch eine Stimme. Auch die Erzählstruktur und der Ton des Films hebt sich deutlich von vermeintlich vergleichbaren Filmen ab. weiterlesen →