Call me by your Name: Klassizistische Masturbation

Call me by your name, der neue Film von Luca Guadagnino, wurde sowohl von der Presse hier als auch auf dem Sundance Film Festival, wo er erstmals gezeigt wurde, als Meisterwerk gefeiert. Und er ist ja auch toll gefilmt und schafft es wohl auch, seiner eigenen Prämisse zu entsprechen. Die Liebesgeschichte zweier junger Männer in den 80er Jahren im sommerlichen Norditalien am Gardasee wirkt wie ein Gemälde aus dem frühen 19. Jahrhundert, und wie ein solches Gemälde ist sie teils ausladend, teils wunderschön, die meiste Zeit in sich ruhend. Und nach einer Weile leider eben sterbenslangweilig. weiterlesen →

Headbang Lullaby: Großes Kino mit Tennisplatz

Was? Nein, wirklich jetzt. Was? Der erste Laut, den meine Stimmapparatur am Ende des Filmes von sich gab. Was war hier los? Was war eigentlich der Plot? Was wollte Headbang Lullaby mir sagen? Mein Kopf fühlte sich an wie eine große, schwammige Suppe Wirrwarr. Nur eine Sache war mir klar: so viel Spaß hatte ich im Kino lange nicht mehr gehabt!

weiterlesen →

No Intenso Agora: Filme vom Rand her denken!

Ich weiß nicht mehr, was mich dazu gebracht hat No intenso Agora, João Moreira Salles‘ Dokumentation über die 68er in Frankreich und der Tschechoslowakei, zu sehen – aber ich bin sehr froh, es getan zu haben. Nicht, weil er besonders innovativ gestaltet wäre, sondern, weil er ein nicht nur informativer, sondern durch und durch kulturwissenschaftlicher Filmessay ist und damit Balsam für meine Seele.

weiterlesen →

Vazante: Wie ein Gewitter

Es beginnt mit dem leisen Plätschern von Regen und einem schmerzerfüllten Schrei. Die Kamera gleitet von dem verschwitzten Gesicht einer Frau über ihren geschwollenen Bauch zu ihrer Sklavin, die um das Leben von Frau und Kind kämpft, doch die Hand der Hausherrin hebt sich und sinkt langsam hinab. Mutter und Kind sterben. Ihr Tod setzt im Haushalt des  Kolonialherren und Minenbesitzers Antonio eine Entwicklung in Gang, die immer unausweichlicher wird.

weiterlesen →

Kaygi (Inflame) – Zensur als Verdrängung

Dieses Sounddesign! Ich schließe die Augen, in der Ferne höre ich die Schläge eines Presslufthammers, ein dumpfes unterschwelliges Sirren mischt sich mit dem Knacken von brennendem Holz, das um sich zu greifen beginnt – und die plötzliche, viel zu laute Vibration eines Handys lässt mich zusammenfahren. Augen wieder auf, es brennt gar nicht, das Sirren ist aber zu einer Wand angeschwollen, die auf meine Brust drückt und mir dieselbe Raumangst einflößt, die auch die Protagonistin von Ceylan Özgün Özçeliks fabelhaftem Debütfilm Kaygi (Inflame) umfängt.

weiterlesen →

Free Fire: Wie viele Kugeln passen in einen Menschen?

PENG PENG PENG!! BÄMBÄM!

Abseits vom großen Festival hatten wir das Vergnügen uns Free Fire, den neuen Film von Ben Wheatley, der uns zuletzt mit High Rise überrascht hatte, zu Gemüte zu führen. In einer verlassenen Lagerhalle in Boston, in den späten Siebzigern geht ein Waffendeal zwischen IRA-Kämpfern und Waffenhändlern den Bach runter und verwandelt sich in eine gewaltige Schießerei. weiterlesen →

Insyriated: Dieser Film darf

Ein Film über Syrien, aha, denke ich beim Durchblättern des Programmes und frage mich was über den Bürgerkrieg noch gesagt werden muss. Welche Bilder man dazu gesehen haben muss, die nicht jeden Tag in den Nachrichten zu sehen sind. Jedesmal, wenn ich im Kino sitze, sitze ich schließlich im Kino und tue nichts um wirklich zu helfen. Was können Filme? Kann Kunst etwas bewegen?

weiterlesen →