Mark lebte bis jetzt in den Alpen Albaniens bei seiner Adoptivfamilie nach dem Kanun, dem alten albanischen Gewohnheitsrecht. Seine Adoptivschwester floh vor Jahren mit ihrem jetzigen Mann nach Mailand um sich einer Zwangsheirat zu entziehen. Nun sind beide Elternteile verstorben. Mark verlässt sein Elternhaus um seine Schwester zu besuchen. Dabei trifft er auf Hana.
Hana ist eine „burrnesha“. Sie schwor einst ewige Jungfräulichkeit, und hat seitdem den Status eines Mannes inne. Ihre Frauenkleider und lange Haarpracht mussten weichen. Sie lernte zu jagen und die Verpflichtungen eines Familienoberhauptes zu tragen. So wurde sie zu Mark (s.o.).
Trotz knapp 90 Minuten Spiellänge, lässt sich Laura Bispuri’s Wettbewerbsbeirag viel Zeit seine Geschichte zu entwickeln. So kommen viele Szenen gänzlich ohne Text aus und zwar meistens in den Momenten, die für die Handlung am wichtigsten sind. Interessant ist, dass sich der Film hier nicht explizit um die sexuelle Orientierung der Hauptfigur dreht. Vielmehr erzeugt „Sworn Virgin“ durch seine ruhige und behutsame Art einen Emotionalen Dialog zwischen Protagonist (gespielt von Alba Rohrwacher) und Zuschauer über die Frage nach Geschlechterrollen und Freiheit. Klischees werden dabei gekonnt umschifft.
Warum Mark sein Dorf hinter sich lässt und die Vereinigung mit seiner Schwester und Sich selbst sucht wird erst am Ende deutlich und fordert deshalb die Bereitschaft des Zuschauers bis zur letzten Minute auf die Auflösung zu warten.
Allerdings wird man dann auch mit einer dieser zaghaften Szenen belohnt, die dieses Werk so sehenswert machen.
Ein Film, der noch an die Vielfalt des Wettbewerbsspektrums glauben lässt.
Maike
(Bildmaterial: Berlinale Filmstill, Sektion: Wettbewerb)