Ook, heute gibt‘s statt einer langen Review ein paar Kurzreviews. Ich habe einiges gesehen, und möchte mehr erwähnen als die Zeit zulässt, darum jetzt im Schnelldurchlauf:
Stan and Ollie von Jon S. Baird
Steve Coogan und John C. Reilly spielen Stanley Laurel und Oliver Hardy, hierzulande als Dick und Doof bekannt, und ziemlich sicher das bekannteste Comedy-Duo aller Zeiten. Der Film spielt am Ende ihrer über 30-jährigen Karriere. Längst nicht mehr so berühmt wie früher, versuchen sie sich durch eine Tour durch England wieder in die Herzen und Köpfe der Zuschauer zu spielen und genug Buzz für einen letzten Film, Robin Hood, zu generieren.
Die Tour läuft erstmal sehr schlecht und als ihre Frauen dazukommen, reißen alte Wunden in ihrer Partner- und Freundschaft wieder auf.
An vielen Stellen ist der Film leider sehr platt, vor allem die klamaukigen Alltagsszenen und die geldgeilen Produzenten, vor allem repräsentiert durch Tourmanager Bernard Delfont, der sowohl vom Skript als auch von der Performance her (danke für nichts, Rufus Jones!) zu einer grotesken Karikatur verkommt, reißen einen immer wieder raus und schaden dem Film.
Auf der anderen Seite funktioniert der Humor von Laurel und Hardy heute immer noch sehr gut. Es gibt da beispielsweise eine „Double-Door Routine“, die einfach wahnsinnig witzig ist. Die stärksten Momente hat der Film allerdings in den intimen Momenten zwischen den beiden Protagonisten.
Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmt total, wobei Steve Coogan den Film noch ein bisschen mehr trägt als sein Kollege. Das kann aber auch daran liegen, dass mir John C. Reilys Maske an einigen Stellen zu übertrieben war und seine Gesichtszüge merklich eingeschränkt hat.
Alles in allem hat mir der Film dann doch gut gefallen. Ich war zwar stellenweise raus und/oder genervt, aber auf der anderen Seite habe ich immer wieder gelacht und war zu Tränen gerührt.
Harajuku von Eirik Svensson
Vilde (Ines Høysæter Asserson) ist 15, lebt in Oslo und ist verrückt nach allem was mit japanischer Popkultur zu tun hat. Sie träumt mit ihren Freunden davon, nach Tokyo, vor allem in das Viertel Harajuku (daher der Name des Films, Hurra!) zu reisen. Kurz vor Weihnachten gerät jedoch ihr Leben plötzlich aus den Fugen, als ihre Mutter sich umbringt. Weil ihr vor dem Kinderheim graut, ist Vilde von nun an auf der Flucht vor dem Jugendamt und muss irgendwie das Geld für den Flug nach Japan (kein so geiler Plan, aber hey, sie ist 15) auftreiben. Eine zentrale Rolle spielt hier ihr Vater, den sie nie kennen gelernt hat, und den sie nun kontaktiert, sehr zum Missfallen von dessen Ehefrau.
Ja, die Handlung ist jetzt nicht sonderlich originell, der Film ist es aber sehr wohl. Immer wieder wird die reale Welt durch Vildes Anime-Fantasien ausgetauscht, was dem Ganzen eine sehr fantastische, beinah entrückte Wirkung verleiht. Die schauspielerische Leistung von Ines Høysæter Asserson ist zudem sehr, sehr stark, und wird ergänzt von Nicolai Cleve Broch, der ihren zögerlichen Vater ergänzt. Das Skript ist weder kitschig noch langweilig und wirkt vor allem nachvollziehbar und realitätsnah, was für einen so subtilen Film natürlich überlebenswichtig ist.
Von den Filmen, die in der Nordic Competition laufen, hat mit Harajuku bisher klar am besten gefallen und ich bin gespannt, ob er etwas reißen wird.
Endzeit von Carolina Hellsgård
Endzeit ist ein deutscher Zombie-Apokalypse-Horror (?) Film, in dem, 2 Jahre nach dem Ausbruch des (genre-typischen) Virus, Weimar und Jena die letzten Bastionen der Menschheit sind. Da dachte ich mir schon: Oh cool, das klingt tatsächlich originell, hab ich Bock drauf. Am Ende war ich leider ziemlich enttäuscht. Aber der Reihe nach:
Die von den Ereignissen extrem verstörte und (wie wir im Laufe des Films erfahren) mit Schuld beladene Vivi (Gro Swantje Kohlhof) und die taffe Eva (Maja Lehrer) machen sich von Weimar auf den Weg nach Jena. Vivi sucht ihre verschwundene Schwester, Eva hofft, dass es in Jena ein Heilmittel gibt, denn sie ist infiziert (aber psst, das hält sie nämlich geheim!). Sie schlagen sich also mehr schlecht als recht durch die Wildnis und lernen sich in der Zwischenzeit kennen und schätzen. Zwischendurch müssen sie immer wieder vor einzelnen Zombies oder ganzen Horden fliehen, sich verstecken oder den Kampf aufnehmen. Diese Momente funktionieren auch gut, ich bin öfter zusammengefahren und habe mehr mitgefiebert als ich gedacht hätte. Auch die Masken und Ausstattung sind an einigen Stellen sehr gut. Das ist leider nicht den ganzen Film über so, aber größtenteils schon.
Das Problem des Films ist aber vielmehr (mal wieder) das Skript. Dieses wurde von Olivia Vieweg, die auch die Comicbuchvorlage (da gibt es offenbar eine) geschrieben hat, für die Leinwand adaptiert. Und man merkt schon, dass manche Dialoge, die so im Comicbuch vielleicht passen, auf der Leinwand einfach gar nicht zünden. Wie schon Aurora krankt auch Endzeit an den vielen anbiedernden Erklärungen („Wie lange warst du nicht draußen? 2 Jahre?! Also die ganze Zeit, seit das hier angefangen hat?“), teilweise kommen aber auch Formulierungen hinzu, die so einfach nicht glaubwürdig sind. „Geh und finde das, was dich kaputtmacht“, oder so ähnlich; so redet halt keiner! Und es kann gut sein, dass einige der schwedischen, dänischen usw. Filme hier das gleiche Problem haben, als Muttersprachler fällt es mir hier aber besonders negativ auf. Außerdem sind die Entscheidungen der Charaktere teilweise sehr strange und die Zombies mal sehr zielstrebig, superschnell und überraschend, mal wahnsinnig dumm und verballert, je nachdem, wie das Skript sie gerade braucht.
Die schauspielerischen Leistungen sind ok, aber jetzt nicht besonders mitreißend (was teilweise wiederum am: Drehbuch! liegt), und Trine Dyrholm (bekannt aus Festen und Kollektivet von Thomas Vinterberg), die in einer Nebenrolle auftritt, wirkt seltsam abwesend, als wüsste sie selbst nicht so ganz, was sie hier denn soll.
Damit, und mit dem für mich wenig nachvollziehbaren Ende kann ich Endzeit leider nicht so richtig empfehlen. An einigen Stellen ist da schon Potential, aber insgesamt kommen zu viele Schwachpunkte zusammen, die das Gesamtwerk deutlich schmälern.