Grüße aus dem Sarg! Aniara in „the Worlds most Claustrophobic Cinema“

Da stand ich also, irgendwo am Rande Göteborgs im Schnee, vor einem quadratischen Glaskasten und wartete auf das Abholkommando. Mit mir fünf weitere, die sich ebenfalls Tickets für „das klaustrophobischste Kino der Welt“ gesichert hatten. Die Aktion ist schnell erklärt: man geht allein in einen Sarg, bekommt dort einen Film gezeigt, fertig. Da ich nicht grade als Horrorfan bekannt bin, war ich ganz schön erleichtert, als ich hörte, dass wir das schwedische „Sci-Fi Epos“ Aniara sehen würden. Gleichzeitig freute ich mich auch drauf, Klaustrophobie ist ja eh ein klassisches Science Fiction Element, das würde also sicher gut passen. weiterlesen →

Sons of Denmark – Populismus, Terror und die Polizei

Terroranschlag. Die Stimmung in der Gesellschaft kippt. Faschismus? In Ulaa Salims Dystopie Sons of Denmark: ja.

Während sich aus dem Nazi-Teil der dänischen Bevölkerung die radikale Terrorgruppe „Sons of Denmark“ bildet, haut Martin Nordahl (Rasmus Bjerg) in bester Höcke-Manier rassistischen Bullshit raus und führt damit die Wahlumfragen an. Die direkten Konsequenzen der Radikalisierung der Gesellschaft spürt auch der junge Migrant Zakaria (Mohammed Ismail Mohammed), der sich deshalb einer arabischen „Widerstandsgruppe“, defacto einfach eine den Sons of Denmark entgegengesetzte Terrorzelle, anschließt. Dort wird er von Ali (Zaki Youssef) trainiert und auf seine große Mission vorbereitet: ein Attentat auf Martin Nordahl. Gleichzeitig erleben wir als Zuschauer den merkwürdigen Zwiespalt in der Polizei, die auf dem rechten Auge blind zu sein scheint. weiterlesen →

If Beale Street Could Talk – So viel Liebe in und für diesen Film!

Wann habt ihr euch zuletzt gefragt: „wann habe ich eigentlich das letzte Mal einen richtig guten Liebesfilm gesehen?“ Nie? Ich auch nicht. Es war schon ‘ne Weile her, dass ich einen gesehen habe, der mir nahe geht und mich nicht zum zynischen Augenrollen animiert. Und eigentlich hatte ich damit auch meinen Frieden gemacht. Dass ich das Gefühl, das mir eine gute Romanze gibt, vermisst hatte, das wurde mir erst klar, als ich bei If Beale Street Could Talk von Moonlight-Regisseur Barry Jenkins im Kino saß. weiterlesen →

Aurora – Wie man mit einem schlechten Drehbuch den Eröffnungsfilm verkackt

Eröffnungsfilme auf Filmfestivals sind ja immer so eine Sache:
Ein bisschen Glamour sollen sie versprühen (für die große Eröffnung, hach), gern etwas politisch sein aber ja gut verträglich, damit es keine Kontroversen gibt. Bei der Premiere sollen sich alle wohl fühlen, schön bisschen Blitzlichtgewitter, ein paar Prosecco ballern, das Screening mitnehmen und dann ab zur Eröffnungsparty und zurück zu mehr Prosecco. Die Qualität des Eröffnungsfilms ist erstmal zweitrangig, solange sich niemand auf den Schlips getreten fühlt. So wurde es mir gestern zumindest von Festivalmitarbeitern erklärt. weiterlesen →

The Lucky One- „Voll artsy“ „ja, aber gut ne?“

Das ist er also: mein erster Film auf dem Göteborger Film Festival – und dann gleich einer, der so schwer einzuordnen ist.

The Lucky One von Mia Engberg ist weniger ein klassischer Spielfilm im eigentlichen Sinne als ein Kunstprojekt mit mehreren ineinander verwobenen Narrativen. Zusätzlich kommt der Film (bis auf zwei kurze Ausnahmen) komplett ohne die körperlichePräsenz der Darsteller aus. Die Handlung wird nur durch Dialoge erzählt, die aus dem Off über die schwarze Leinwand, Stadttreiben und Landschaftsaufnahmen gelegt werden. weiterlesen →