Wann habt ihr euch zuletzt gefragt: „wann habe ich eigentlich das letzte Mal einen richtig guten Liebesfilm gesehen?“ Nie? Ich auch nicht. Es war schon ‘ne Weile her, dass ich einen gesehen habe, der mir nahe geht und mich nicht zum zynischen Augenrollen animiert. Und eigentlich hatte ich damit auch meinen Frieden gemacht. Dass ich das Gefühl, das mir eine gute Romanze gibt, vermisst hatte, das wurde mir erst klar, als ich bei If Beale Street Could Talk von Moonlight-Regisseur Barry Jenkins im Kino saß.
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von James Baldwin und erzählt die Liebes- und Leidensgeschichte von Tish (KiKi Layne) und Fonny (Stephan James). Die Haupthandlung (die durchgehend in den 1970ern spielt) setzt ein, als sie ihn im Gefängnis besucht und ihm offenbart, dass sie schwanger ist.
Episodenhaft wird im Anschluss ihr Leben bis und von diesem Zeitpunkt an erzählt. Sie kennen sich, seit sie Kleinkinder sind, und erkennen erst mit Anfang 20 ihre Liebe zueinander. Und, ohne zu sehr zu schwärmen: es ist so schön! Eines Tages wird Fonny fälschlicherweise der Vergewaltigung beschuldigt und festgenommen. Angesichts des rassistischen Polizei- und Gerichtsapparats besteht für ihn kaum Hoffnung, aber statt an der Lage zu verzweifeln, stellen sich beide mit der Hilfe von Tishs Familie (gespielt von Regina King als ihre Mutter, Colman Domingo als Vater und Teyonah Parris als große Schwester; alle drei absolut fantastisch!) dieser Situation, auch wenn sie noch so aussichtslos erscheint.
Dabei stimmt neben den fantastischen Performances des gesamten Casts und des exzellenten Skripts vor allem die Kameraarbeit und der Schnitt. Man kann kaum umhin, sich nicht auch in Tish und Fonny zu verlieben, weil die Charaktere so inszeniert werden, wie sie sich selbst sehen: wunder-, wunderschön. Der Schnitt zieht dabei in den richtigen Momenten das Tempo an, was die tragischen Momente im Kontrast dazu umso herzzereißender macht und die glücklichen Momente umso schöner.
Ich bin immer noch so hingerissen, dass mir die Worte ausgehen. If Beale Street Could Talk ist mein liebster Liebesfilm seit In the Mood for Love und startet am 7. März im Kino. Wer ihn verpasst, ist selber schuld und hat ein Herz aus Stein!
Alle Fotos ©Göteborg Film Festival
Lieber Janosch, nun habe ich endlich diese wirklich schöne Kritik gelesen und freu mich schon wahnsinnig auf den 7. März… Bin gespannt!
Bussi