Honeygiver among the Dogs: Zwischen den Welten

Ein Film Noir aus Bhutan ist selbst auf einem Festival wie der Berlinale eine Besonderheit und macht neugierig. Bhutan hat schließlich nur ein paar hunderttausend Einwohner und führte erst 1999 das Fernsehen ein. Dass das Festivalpublikum fast geschlossen sitzen bleibt für das Q&A mit dem Hauptdarsteller Jamyang Jamtsho Wangchuk ist dagegen vor allem der Qualität des Films geschuldet.

In einem abgelegenen Bergdorf wohnt eine Dämonin und Zauberin. Das ist sicher, zumindest für die anderen Dorfbewohner. Als die Äbtissin des nahegelegenen Klosters vermisst gemeldet wird, heftet sich plötzlich auch die Polizei an die Fersen der Außenseiterin und schickt den Polizisten Kinley um der Sache auf die Spur zu gehen und Undercover zu ermitteln. Zu Überraschung des Ermittlers kommt die mysteriöse Choden von sich aus auf ihn zu und bittet ihn die Reise in die Hauptstadt mit ihr anzutreten. Aber nur zu Fuß und als ihr „Ehemann“. Bei der Wanderung durch die Wälder stellt sich Choden entgegen der Erwartungen als kluge und sanftmütige Frau heraus, die auf Kinleys Fragen gerne mit buddhistischen Gleichnissen antwortet. Ihr gerader, wissender Blick beunruhigt und berührt Kinley zugleich. Ahnt sie, dass Kinley nicht der Schullehrer ist, der er vorgibt zu sein? In der Stadt angekommen macht das die Situation brenzlig für Kinley, denn sein Vorgesetzter beschuldigt ihn von Choden verhext zu sein und entzieht ihm den Fall. Ungewillt die Sache Ruhen zu lassen recherchiert Kinley auf eigene Faust weiter und arbeitet sich dabei tiefer und tiefer zu den Schattenseiten des modernen Bhutans vor. Doch Choden verfolgt ihre ganz eigene, überraschende Agenda.

Ganz selbstverständlich verbindet die Regisseurin und Autorin Dechen Roder Elemente buddhistischer Spiritualität mit den Herausforderungen der buthanischen Gegenwart. Tradition und Technologie gehen Hand in Hand und verbinden sich zu einem leisen Humor, wenn die Wanderung des Polizisten Kinley mit der geheimnisvollen Choden immer wieder vom Klingeln seines Handys gestört wird. Und bald kommt Kinley der Realität einer Gesellschaft nahe, deren Konflikte sich aus genau diesem Gegensatz speisen. Manchmal muss man als Zuschauer ein bisschen schmunzeln, wenn Kinley wie ein klassischer Detektiv mit vollem Einsatz ermittelt. Vor allem da viele Krimiserien und Thriller heute ja insbesondere dadurch funktionieren, dass die Ermittelnden ihre Fälle durch das Zusammensetzen von Informationen aus gehackten Datenbanken lösen. Der Film schafft es sich jenseits solcher Mechanismen zu bewegen und interessiert sich mehr für Kinleys persönlichen Konflikt und die Figuren, denen er begegnet. Ein gelungener Film, der sich gut mit beidem auskennt: seinem Genre und der Suche nach Wahrhaftigkeit.

Karen

 

(Bildmaterial: Berlinale Filmstills. Sektion: Panorama)

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