Es ist Halbzeit bei der Berlinale! Ich habe irgendwie verschlafen, trotz der zwei Wecker. Die anderen Kinder sitzen schon um „unseren“ Tisch in dem Foyer wo es die Karten gibt, als ich ankomme.
Maike schreibt auf Facebook, Sven tippt an einer Kritik, genauso wie Jürgen. Janosch macht voller Schwung eine Reihe bunter Kringel auf dem Kartenzettel für morgen. Ich bin schwer beeindruckt von solchem Schaffensdrang und sinke erst mal auf einen freien Stuhl zusammen. Am anderen Tisch mir gegenüber sitzt ein Typ mit Bart und starrt in seinen Kaffeebecher. Ja, ich bin voller Empathie für diesen Gesichtsausdruck, hole mir auch einen Kaffee und ziehe Bilanz:
Schon 15 neue Kritiken auf der Seite in fünf Tagen, die Kinder sind dieses Jahr bestens unterwegs. Und das nicht nur quantitativ. Ich fühle mich inzwischen als routinierte Festivalgängerin – nur nicht im frühen Aufstehen. Da macht mir leider das Arbeitspensum meiner universitären Parallelexistenz einen Strich durch die Rechnung. Sobald ich aber den Kartenzettel für den nächsten Tag in die Finger bekomme, geht es wieder los: Diesen Film oder lieber den? Panorama und Forum? Oder doch ein Wettberwerbsfilm? Langsam erwachen meine Lebensgeister. Sven löffelt inzwischen eine Kiwi, während Jürgen und Maike weiter tippen. Janosch kringelt immer noch fröhlich vor sich hin. Wie viele Filme will er denn schauen an einem Tag?!
„Der Film war großartig!“, ruft mir ein Bekannter vom Nachbartisch laut zu. Wir waren gestern beide in Mr.Long und haben uns schon danach eine kleines Wortgefecht geliefert. „Ach, Quatsch!“, rufe ich zurück, „Der war solide, aber mehr nicht.“ So geht es kurz hin und her bis wir beide lachend zugeben, dass es schade wäre von der Security wegen Ruhestörung rausgeworfen zu werden. Jetzt bin ich richtig wach und auch die Schlange setzt sich langsam in Bewegung. Der Tag kann losgehen, auf zur zweiten Hälfte!