Berlinale 17 – Was bleibt?

Berlin Alexanderplatz, 19. Februar 2017: Ich komme aus dem letzten Film der Berlinale, draußen vor dem Kino hat sich das Publikum gesammelt, angeregte Gespräche rund herum. „Newton“, der zweite Film des indischen Regisseurs Amit Masurkar, ist noch in aller Munde, Augen, Ohren. Ich lächele in mich hinein, viele der anderen Zuschauer scheinen genauso begeistert gewesen zu sein.  Dann schließe ich einfach mal kurz die Augen, halte das Gesicht in den Nieselregen und genieße die Atmosphäre. Gesprächsfetzen gehen hin und her: „Der Moment, wo sie durch den Dschungel laufen, und dann-„, „…Mischung aus Tiefgründigkeit und Komik, das war doch super-„, „…und die Kamera, an der Stelle eben nicht nah zu gehen-“ Neben mir tritt eine Frau ihr Zigarette aus. Meine Augen gehen auf. Die Lichter des kleinen Berlinale „Eingangstores“ sind schon ausgeschaltet, der schmale, rote Anstandsteppich wurde eingerollt, als würden die Veranstalter das Ende des Festivals vorwegnehmen, während die Besucher noch voller Eindrücke beisammenstehen. Der Blick aufs Handy zeigt 0 Uhr 25 am 20. Februar 2017. Also jetzt wirklich: Die Berlinale ist ganz offiziell vorüber, aber die Gefühle dieser Tage bleiben länger, wirken nach. Ein paar Wochen später drängt sich die Frage auf was tatsächlich bleibt von den hunderten Filmen im Programm. Welche kommen ins Kino? Welche landen im Giftschrank? Und: Bewegt sich was in Kinodeutschland?

weiterlesen →

Kino! Kino!

Die Berlinale geht langsam dem Ende zu und inzwischen habe ich eine Menge Berliner Kinos besucht. Das Festspielhaus am Potsi mit dem roten Teppich, wo Abends die Hölle los ist. Das Cinestar im Sony-Center und das Cinemaxx gegenüber den Arkaden.  Das International mit dem Edel-DDR-Charme. Von manchen tut mir der Rücken weh. Zweieinhalb Stunden im Friedrichstadtpalast, da hört jede Holzstuhlnostalgie auf! Kinoarchitektur macht schon einiges aus… Zeit genug ein paar Worte über das Sitzen zu verlieren. weiterlesen →

Gedanken aus der Schlange

Wer nicht über den roten Teppich schwebt, ganz klar, der und die muss bei der Berlinale Schlange stehen. Das habe ich gleich am ersten Tag gemerkt und heute prompt vergessen mein Handyakku aufzuladen. Wunderbar, das mache ich jetzt immer so, denn in der Berlinaleschlange lernt man nicht nur nette Leute kennen (Hallo Gabi und Hendrik, falls ihr das lest!), sondern hat auch sehr viel Zeit zum Nachdenken. Zum Beispiel wie man eigentlich über Filme spricht.

Filme schauen ist für mich ein sehr persönliches Erlebnis. Mit dem Film schaut man auch immer ein bisschen in sich selbst hinein, in den eigenen Blick. Wie also von dem Moment heute Morgen bei „Vazante“ berichten, wenn sich fast zwei Stunden Film zu einem Moment der Vorahnung verdichten…? Kritiken schreiben ist im Vergleich dazu etwa so ergreifend wie Kochrezepte schreiben. Man nehme ein mittelgroßes Drehbuch, 300gramm  Regie und würze es mit einem kräftigen Schuss an tollen Schauspielern.  Obwohl das Schreiben natürlich manchmal hilft zu klären was man da eigentlich gerade gesehen hat…

Nichts desto trotz: Wie treffend und präzise die Worte zum Film auch sind, wie es genau am Ende schmeckt weiß nur der mit dem Löffel in der Hand. Und das ist ja auch das Faszinierende am Filme schauen. Eine Kritik – ob lang oder kurz, philsophisch, gesellschaftskritisch oder persönlich –  kann eigentlich immer nur eins sagen: Geh hin und schau selbst.

Nix mit Business as usual!

Es geht los! Nein, es ist schon losgegangen! Ich habe noch alle Tipps und Ratschläge der anderen Kinder in den Ohren (Müsliriegel! Kiwis! Zwei Wecker stellen!) und schon ist der erste Tag fast vorbei.
Morgens in der Schlange scheint alles Business as usual. Die Kinder begrüßen andere Berlinalegänger, es wird diskutiert, organisiert, ausgewählt. Unter allem liegt so eine leise Aufregung, die Leute sind früh aufgestanden und das Koffein des ersten Kaffees bahnt sich erst jetzt den Weg durch den Blutkreislauf. 6 Uhr 54 erschiele ich auf der Uhr meines Schlangennachbarn und freue mich wahnsinnig auf den Moment, wenn der ganze Trubel verschwindet, die Lichter ausgehen und es endlich nur noch um eins geht: Filme schauen.
Der Moment kommt schneller als gedacht und zack habe ich drei neue Filme im Gepäck, stehe auf dem Potsdamer Platz und bin noch zu überwältigt um irgendetwas zu sagen, außer dass mein Magen knurrt und der Wind echt ganz schön kalt ist.
Ich beobachte wie sich an der Ecke des Cinemaxx eine Gruppe Menschen am Zaun sammelt. Auf wen da wohl gewartet wird? Die Wachleute in Neonwesten geben sich zumindest Mühe ihr amüsiertes Lächeln zu verbergen und professionell auszusehen.
Ich wandere noch ein bisschen zwischen den Menschen herum und knabbere an einem Müsliriegel (Danke, Sven!). Die Worte kommen dann ganz von selbst:
Hey, ich bin Karen, die neue Autorin bei den Kindern, und ich freue mich auf eine fantastische, wilde, kalte, hungrige, zärtliche, aufregende Berlinale mit euch!