Viele Rückblicke, ein paar Ausblicke – und einige abschließende Worte zu ‚Nymphomaniac‘

Nachdem inzwischen bereits knapp 2 Wochen seit dem Ende der Berlinale vergangen sind – zwei Wochen, in denen alle vier Kinder (und mutmaßlich auch das Feldbett) sich erholt/auskuriert und bereits neuen Aufgaben zugewandt haben, kurz: in denen die Berlinale bereits etwas in Vergessenheit geraten ist – und nachdem nun noch einige letzte Kritiken eingetrudelt sind, ist es Zeit, das Kapitel Berlinale-Blog (auch wenn er nicht ganz vollständig geworden ist) endgültig abschließen und zu resümieren – was allerdings nicht das Ende der vier Kinder und ihrer Bloglust bedeutet: Die werden bzw. wird sich bloß neue Objekte suchen. Mit etwas Glück hört ihr also bald wieder von uns, wenn wir unser Feldbett in neuen Gefilden aufschlagen…

Aber für den Neuanfang braucht es erstmal ein Ende – und ein würdiges Ende bedarf der Retrospektive. Da die vier Kinder aber gerade etwas verstreut (und zerstreut) sind, unternehme ich dieses Fazit nun im Alleingang und insofern ist es nicht unbedingt repräsentativ zu verstehen. Einige Punkte haben aber durchaus Konsenscharakter. Im Folgenden nun also noch ein paar abschließende, durchaus subjektive Bemerkungen, über:

1. … unsere Berlinale in Zahlen weiterlesen →

Nachtrag: Best- und Worst-Of der Berlinale-Kinos

„Im richtigen Kino sitzt du nie im falschen Film“, so der Werbe-Slogan der Yorck-Kinogruppe.

Im echten Leben, außerhalb des Marketing-Universums, kann man zwar sehr wohl noch im besten Kino einen schlechten Film erleben müssen. Ein tolles Kino kann aber zumindest ein ohnehin ansprechendes Film-Erlebnis noch versüßen – oder aber dem überzeugendsten Film einen säuerlichen Nachgeschmack verleihen. Kurz: der jeweilige Kino-Kontext ist nicht unerheblich für den Filmgenuss.

Daher, zum Abschluss unseres Berlinale-Blogs, statt einer Film- eine Kino-Kritik: Unsere Berlinale-Lichtspielhäuser von Platz 1 bis 6 findet ihr hier.

Tag 11, Sonntag, 16.02.14 – Trainingserfolg im Schlangenkampf

Tag 11 – Sonntag, 20:02
Unser 10-tägiges Training trägt Früchte – inzwischen kennen wir die nötigen Fristen für gute (Schlangen-)Plätze: In unserer letzten Warteschlange dieser Berlinale, für Nymphomaniac, der in einer Stunde beginnt, haben wir jedenfalls dank 1,5-stündig-vorher-da-seins, den Schlangenkopf erobert – ausnahmsweise ganz ohne Tricksen… 🙂

Um es mit einem Zitat aus ‘Snowpiercer’ auszudrücken: “[We] belong to the head. You belong to the tail – keep your place!” xD

(Constantin)

Tag 11, Sonntag, 16.02.14 – statt ‚Kreuzweg‘, Maike auf dem Holzweg, Sven auf Kriegspfaden und Conni hat immer noch nen (Schreib-)Lauf

Maike:
Um 8:00 klingelt an meinem letzten Berlinaletag der Wecker. Ich muss um 9.00 in der Schlange des Friedrichstadtpalastes stehen, da ich mir noch auf den letzten Drücker eine Karte für Dietrich Brüggemann’s ‘Kreuzweg’ ergattern konnte. Schließlich hat er ja am Vortag einen silbernen Bären für das beste Drehbuch eingeheimst…
Also los!

Pünktlich um 9:00 stehe ich also am Spielort. Brötchen in der Tasche, die Sonne scheint schon, gute Laune.

9:10 die Türen werden geöffnet, ich schiebe was das Zeug hält und beschwere mit lauthals über die Leute hinter mir. Endlich am Eingang angelangt, halte ich dem Einlasser meine Karte vor die Nase, plus Badge natürlich, so wie sich das für einen professionellen Berlinalebesucher gehört.
Ich bin ja mittlerweile geübt in sowas und kann mir auch ein bisschen Arroganz und Vip-Status erlauben.

9:11 Ich werde kurz gemustert, bevor ich darauf hingewiesen werde, dass ich ein Ticket für den Film ‘Kreuzweg’ im (Achtung aufgepasst!!!) Haus der Berliner Festspiele hätte.

9:12 Ich entscheide mich mit dem Taxi noch schnell ins HdBF zu fahren. “Ich schaff’ das bestimmt noch…”

9:13 Ich fahr heim.

Conni:

Seit spätestens Samstag morgen, als ich in der Ticketschlange ganz euphorisch einen Mini-Post nach dem nächsten hochlud, hat mich eine regelrechte Schreibmanie befallen, die heute kaum nachgelassen hat – wobei es wohl richtiger wäre, sie als Blog-Manie zu beschreiben, da andere Aspekte des Schreibens keineswegs die gleiche Euphorie oder überhaupt Motivation auslösen, wie es zweifelsfrei das Beispiel meiner Bachelorarbeit zeigt…

Wie auch immer, ich hab meinen Spaß. Und angesichts unserer verminderten Mannesstärke (Jürgen, du fehlst!) sowie des uns über den Kopf wachsenden Bergs anstehender Kritiken, schadet es nichts, wenn ich mal vorübergehend das doppelte Pensum blogge. Die Bachelorarbeit kann warten – im Unterschied zu meiner Mutter, die sich zu unserer treuesten aber auch aufdringlichsten Leserin mausert und ständig frischen Lesestoff einfordert…

Auch ansonsten verlebe ich einen herrlichen letzten Berlinale-Tag, vom qualitativen Durchschnitt der Filme her sicher den besten: Die gelungene Verfilmung  vom “Hundertjährige[n], der aus dem Fenster stieg…” – eine herrlich amüsante skandinavisch-schwarze Komödie, mit philosophischen Anklängen; der deutsche Kriegsfilm “Zwischen Welten” eine überzeugende, unkitschige Darstellung der schwierigen Zwischenstellung von Soldaten wie einheimischen Übersetzern in Afghanistan und der Problematik kultureller Verständigung; vom absolut fantastischen, schon allein als filmisches Wagnis rührenden “Nymphomaniac” ganz zu schweigen. Zwischendurch auch endlich mal ausreichend Pausen und zum Abschluss herrliche Völlerei mit Wein, Käse und guten Gesprächen in Maikes Küche. Am letzten Tag alles richtig gemacht.

Einzige Enttäuschung des Tages: Der sogenannte “Berlinale-Palast” – kein Vergleich mit dem Zoo! Enge Reihen, vergleichsweise unbequeme Sitze, vorgeschriebene Platzareale statt freier Platzwahl (für studentische Akkreditierungen offenbar nur ganz vorn), teilweise lichtfleckige Leinwand und Taschenkontrollen beim Einlass. Bullshit.

And the bear goes to…

GOLDENER BÄR FÜR DEN BESTEN FILM (für den Produzenten)
Bai Ri Yan Huo / Black Coal, Thin Ice
von Diao Yinan

SILBERNER BÄR GROSSER PREIS DER JURY
The Grand Budapest Hotel
von Wes Anderson

SILBERNER BÄR ALFRED-BAUER-PREIS
(für einen Spielfilm, der neue Perspektiven eröffnet)
Aimer, boire et chanter / Life of Riley
von Alain Resnais

SILBERNER BÄR FÜR DIE BESTE REGIE
Richard Linklater
für Boyhood

SILBERNER BÄR FÜR DIE BESTE DARSTELLERIN
Haru Kuroki
in Chiisai Ouchi / The Little House von Yoji Yamada

SILBERNER BÄR FÜR DEN BESTEN DARSTELLER
Liao Fan
in Bai Ri Yan Huo / Black Coal, Thin Ice von Diao Yinan

SILBERNER BÄR FÜR DAS BESTE DREHBUCH
Dietrich Brüggemann, Anna Brüggemann
für Kreuzweg / Stations of the Cross von Dietrich Brüggemann

SILBERNER BÄR FÜR EINE HERAUSRAGENDE KÜNSTLERISCHE LEISTUNG
(aus den Kategorien Kamera, Schnitt, Musik, Kostüm oder Set-Design)
Zeng Jian
für die Kamera in Tui Na / Blind Massage von Lou Ye

PREIS BESTER ERSTLINGSFILM (dotiert mit 50.000 €)
Güeros
von Alonso Ruizpalacios

PANORAMA PUBLIKUMS-PREIS – Spielfilm
Difret
von Zeresenay Berhane Mehari

PANORAMA PUBLIKUMS – PREIS – Dokumentarfilm
Der Kreis / The Circle
von Stefan Haupt

(Infos von filmspur Berlinale Blog)