Immer wieder laufen auf der Berlinale Filme, die ihren Zuschauer*innen allgemeines Unwohlsein vermitteln wollen. Oft sind das eher platte und ätzende Gorefeste (doof) oder herzzerreißende Dokumentationen (schön, aber traurig). Surge von Anail Karia schafft aber das Kunststück, sowohl nervenaufreibend als auch ungemein rührend zu sein. Oha! weiterlesen →
Autor: Janosch Angene
Der wichtigste Film des Festivals? White Riot von Rubika Shah
Großbritannien Ende der 1970er Jahre. Mit der National Front hetzt eine neue faschistische Partei gegen Menschen, deren Hautfarbe und Religion nicht der der „white Masterrace“ entspricht. Gerade in ärmeren Gebieten, und da gibt es wegen der aktuellen Rezession viele, haben die Faschos Auftrieb. Sie machen „die Fremden“ für die Probleme des Landes verantwortlich, und versprechen sie „nachhause“ zu schicken, auch wenn sie bereits seit Generationen Brit*innen sind. In dem aufgeheizten Klima wird vor allem die perspektivlose Jugend radikalisiert, Gewalttaten gegen Minderheiten häufen sich, aber die Polizei kann bei weißen Straftätern, die mit Hitlergruß durch die Straßen marschieren, keine rassistischen Motive erkennen. Sound familiar?
Viele junge Brit*innen wollen sich nicht mit der Übernahme der Neonazis abfinden, unter ihnen eine Gruppe um Red Saunders, Roger Huddle und Kate Webb. Sie gründen RAR, Rock Against Racism, das zu einer jugend-kulturellen Gegenbewegung zur National Front wird, die u.a. in einem Konzert mit über hunderttausend Besucher*innen kulminiert. Rubika Shah erzählt in White Riot die Geschichte von RAR, indem sie Archivaufnahmen aus den 70ern mit Interviews der Gründer*innen vermischt. weiterlesen →
If Rap goes Autoimmunkrankheit: Mogul Mowgli von Bassam Tariq
Als ich zugegebenermaßen ohne großes Vorwissen in Mogul Mowgli von Bassam Tarig ging, hatte ich vor allem Lust auf ein bisschen Rap und dann mal sehen. Die Musik trat allerdings schnell in den Hintergrund, was dem Film keinesfalls geschadet hat, da es hier um viel mehr als nur Musik geht. weiterlesen →
„Aber Nikolai, was sagst du denn dazu?“ – Malmkrog von Cristi Puiu
Zur 70. Berlinale haben sich die neuen Festivalorganisator*innen was ganz Besonderes ausgedacht: Mit Encounters gibt es eine neue Sektion, die vor allem neue Wege gehen und „ästhetisch und strukturell wagemutigen Arbeiten von unabhängigen, innovativen Filmschaffenden eine Plattform bieten“ will. An sich eine sehr spannende Idee. Zur Premiere von Malmkrog von Cristi Puiu stand dann auch Carlo Chatrian, der neue künstlerische Leiter des Festivals auf der Bühne, erklärte das Konzept und machte uns heiß auf einen einzigartigen Film. Dann schauen wir mal, Encounters, kann das was? Ich war gespannt. weiterlesen →
Berlinale Final Countdown: Best & Worse
Die Berlinale Preisträger 2019
Die Berlinale Preisträger 2019 sind bekannt! Hier die Gewinner und unsere Meinungen dazu!
Wettbewerb:
Goldener Bär:
Synonymes (Synonyme) von Nadav Lapid Produzent*innen: Saïd Ben Saïd, Michel Merkt:
Janosch: Hab ich nicht gesehen (den goldenen Bären verpasse ich einfach immer!). Hab auch quasi nichts davon gehört, weil ihn niemand besonders erwähnenswert fand. War wahrscheinlich ok, aber ich bin trotzdem verwirrt. Sollte der Bär nicht an So Long, My Son gehen?
Maike: Hab ich leider auch nicht gesehen, kommt dann aber in die Kinos und wird nachgeholt. Hatte gehofft, dass Svens Einschätzung (So Long, My Son) abräumen würde).
Constantin: Dito.
Woo Sang von Li Su-jin – Vollgas vom Anfang bis zum Schluss
Mid90s von Jonah Hill – An erster Stelle ein geiler Film, an zweiter Stelle Skateboards!
Schauspieler, die sich als Regisseure versuchen, sind ja so eine Sache. Letztes Jahr kam Idris Elbas Filmdebüt Yardie raus, von dem ich im Nachhinein wohl eingestehen muss, dass Elbas Strahlkraft mich ein bisschen geblendet hatte. Das sollte mir diesmal nicht passieren! Weder Jonah Hill, noch die geballte 90er Nostalgie (inklusive 4:3 Format!) würden mich diesmal blenden. Haben sie auch nicht, weil Mid90s einfach ein verdammt guter Film geworden ist, der auch ohne Hill, Nostalgie und sogar ohne Skateboards noch funktionieren würde. weiterlesen →
Gut schrecklich, aber was bleibt?- der Goldene Handschuh von Fatih Akin
Ist ein Film automatisch schlecht, wenn er stellenweise so eklig ist, dass es einem die Fußnägel hochrollt und man sich im Kino oft wünscht, woanders zu sein? Nein, auf keinen Fall. Im Fall des Goldenen Handschuh von Fatih Akin würde ich argumentieren, dass die angewiderten Reaktionen des Publikums (mich eingeschlossen) eher ein Qualitätsmerkmal sind. Am Ende bleibt für mich aber das Fragezeichen: war das grade nur eine abgefahrene Geisterbahnfahrt, oder bleibt hier wirklich was zurück? weiterlesen →
Fantastisch als Filmessay, eher mittel als Spielfilm – Grâce à Dieu von François Ozon
Filme über Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche gab es in den letzten Jahren ja schon einige. Nicht, dass das etwas Schlechtes wäre, im Gegenteil. Während Spotlight aber sehr nah an den außenstehenden Journalisten dranblieb, die die Missbrauchsfälle aufdeckten, und der exzellente El Club aus dem Jahr 2015 die Sicht straffälliger Priester erzählt, gibt François Ozon in Grâce à Dieu den Opfern von Missbrauch eine Stimme. Auch die Erzählstruktur und der Ton des Films hebt sich deutlich von vermeintlich vergleichbaren Filmen ab. weiterlesen →