Der Goldene Bär geht also an Taxi, von Jafar Panahi. Diese Würdigung hat der Film durch seine intelligente Machart und seine behutsame Verschränkung von Fiktion und Dokumentation zwar verdient, aber nach rein filmkünstlerischen Kriterien hätte es wohl durchaus aussichtsreichere oder zumindest gleichaufziehende Kandidaten gegeben: Man denke etwa an Body, El Club oder Eisenstein. Diese Entscheidung der Jury ist also auch als politisches Statement zu verstehen (und das eben nicht nur, weil der Film selbst durch und durch politisch ist). Die Jury bekräftigt damit den Anspruch der Berlinale, (auch) ein politisches Festival zu sein, der bei der Auswahl des diesjährigen Eröffnungsfilms oder Wettbewerbszulassung des Herzog’schen Wüstenfilms (die sich beide auf recht billige Weise beide einen bloßen politischen Anstrich geben) so peinlich ad absurdum geführt wurde.
Man kann froh sein, dass die Jury sich zumindest bei der Preisvergabe auf diesen Anspruch besonnen hat, denn er ist richtig und wichtig – was auch der Umstand zeigt, dass der Goldene Bär von Jafar Panahis Nichte entgegengenommen werden musste: Er selbst darf den Iran nicht verlassen. Gegen diese Gängelung setzt die Entscheidung der Jury ein Signal.
Trotz oder gerade wegen des politischen Hintergrunds der Entscheidung ist diese Vergabe also eine nachvollziehbare, gute Entscheidung. Und immerhin sind einige der oben genannten Konkurrenzfilme mit silbernen Bären gewürdigt worden: El Club bekam den Großen Preis der Jury, Ixcanul den Alfred-Bauer-Preis für „neue Perspektiven“ (die der Film allemal eröffnet) und Body wurde für die beste Regie ausgezeichnet, ebenso wie Aferim. Was diese Filme gemeinsam haben ist, dass sie dem stillen, fast dokumentarischen Kino, das sich mit offenen Bewertungen zurückhält, den Vorzug geben vor einem musikalisch überhöhten Pathos (wie er von oben genannten Negativbeispielen aber auch anderen Wettbewerbsfilmen betrieben wurde). Das gilt auch für Under Electric Clouds, der sich ganz auf seine (grandiosen) Bilder verlässt und so zu Recht einen Silbernen Bären für die beste Kamera bekommen hat. (Kritiken folgen noch.)
Wir können indes zufrieden feststellen, dass wir dieses Jahr gemeinsam doch den Großteil der Wettbewerbsfilme gesehen haben (zumal der durch Preise geehrten) – ausgenommen 45 Years und Victoria, die für beste Darsteller (Charlotte Rampling, Tom Courtenay) respektive Kamera ausgezeichnet wurden. Im Übrigen ist ja das Gute an Wettbewerbsfilmen, dass man sicher sein kann, sie bald auch im Kino sehen zu können – eigentlich ein Grund, sich noch deutlich mehr auf Panorama, Forum und Co. zu konzentrieren. Aber dann könnten wir ja nicht mehr diese wahnsinnig kompetente Einschätzung der Preisverleihungen abgeben.