Schade. Es klang so vielversprechend. Eine Neuadaption von Philip K. Dicks monumentalem Science-Fiction Werk „Do Androids Dream of Electric Sheep“, in dem die Definition des „Mensch-Seins“ diskutiert und in frage gestellt wird. Als großer Science-Fiction Fan war dieser Film für mich ein absolutes „must-see“ der diesjährigen Berlinale. Leider war die Erfahrung nicht so außergewöhnlich wie erhofft.
In seinem zweiten Film nach „True Love“ wollte Regisseur Ion de Sosa was ganz neues ausprobieren. Nach der Lektüre von Philip K. Dicks Geschichte war er überrascht über die Unterschiede des Romans zur Verfilmung von Ridley Scott (Blade Runner).
Entschlossen, mit einer ihm neuen Art des Geschichtenerzählens zu experimentieren, beschloss er, sich an eine Adaption von „Do Androids Dream of Electric Sheep“ zu setzen.
Drehort seines Films ist Benidorm an der Costa Brava. Das Jahr: 2052. Futuristisch ist dieses Setting allerdings gar nicht, ganz im Gegenteil: Die Zeit scheint irgendwann in den Zweitausenderjahren stehengeblieben zu sein. Durch ein quadratisches Bildformat und leichten retro Stil wird die Zeitlosigkeit untermalt. In den vielen Totalen der Stadt und Abbildungen leerer, halb im Bau stehengebliebener Räume wird am Anfang des Films eine nicht so rosige Zukunft darzustellen versucht. Ein unbenannter Mann läuft durch leere und belebte Räume und erschießt seine Opfer kaltblütig. Immer von hinten.
Leider lernen wir weder die Opfer noch unseren Androidenjäger richtig kennen, geschweige denn, auf welche Weise dieser Androiden von Menschen unterscheidet, oder ob er sich darüber überhaupt Gedanken macht. Nur eines wird klar: Viele der Bewohner der Stadt sind inzwischen alt, junge Menschen rar gesät. Auch Tiere sind in dieser Zukunft eine Rarität und unser Jäger träumt davon, nach dem Tod seiner Ziege ein Schaf zu kaufen (welches vier Millionen Pesetas kostet), das einzige im Tierheim und eines der wenigen noch auf der Welt lebenden.
Durch die sehr mysteriöse, meditative, von Bildern getriebene Erzählstruktur kommt leider nur wenig Spannung auf . Auch die Brisanz der Originalgeschichte von Philip K. Dick fällt fast komplett aus dem Film. Man könnte fast behaupten, der Jäger sei einfach nur ein kaltblütiger Mörder, hätte man von einem seiner Opfer nicht zuvor gehört, dass es nicht von der Erde und auch nicht menschlich sei (dass es sich um einen Androiden handelt wird nicht erwähnt).
So kann man am Ende nur sagen: Leider ist das Experiment nicht ganz gelungen. De Sosea titulierte es selbst als „basierend auf“ und nicht als Adaption, wollte eine offene Geschichte erzählen, es dem Zuschauer selbst überlassen, wie er was interpretieren möchte. Diese Offenheit, mit sehr wenigen, kurzen, fast nebensächlich wirkenden Dialogen, umgeben von einer drögen Aneinanderreihung von Zwischensequenzen, deren Wichtigkeit für die Narration nicht immer erschließbar ist, bildet am Ende ein wirres, langweiliges Ganzes, das gerade für Zuschauer, die nie zuvor Kontakt mit „Do Androids Dream of Electric Sheep“ (egal in welcher Form) hatten, schwer zu dechiffrieren sein dürfte.