Interview – Seit letztem Donnerstag läuft Bettina Blümners neuer Dokumentarfilm „Parcours d’amour“ im Kino (s. unsere Kritik). Darin porträtiert sie Menschen gehobenen Alters in Paris, die sich regelmäßig zum Tanzen und Flirten treffen. Vor der Kamera erzählen sie aus ihrem Leben und von der Liebe. Im Gespräch erzählt die Regisseurin, die 2006 mit ihrem ersten Langfilm „Prinzessinnenbad“ bekannt wurde, von den Entstehungs-bedingungen ihres neuesten Werkes und den Grundsätzen ihrer Arbeit.
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4Kinder: Frau Blümner, wie sind Sie dazu gekommen, einen Film über die Besucher Pariser Tanzcafés zu machen?
Blümner: Es gab mehrere Ideen und Ansätze diesen Film zu realisieren. Da war der Taxiboy Michel, den ich bereits 2008 in Paris kennen gelernt habe. Im Rahmen einer Spielfilmrecherche habe ich mich nach käuflichen Tanzpartnern umgeschaut und ihn getroffen. Trotz eines phantastischen Drehbuches ist dieser Spielfilm leider nie zustande gekommen. Das Thema und den Kontakt zu Michel habe ich im Kopf behalten. Schon damals war ich oft in Paris und habe Freunde besucht, die direkt um die Ecke des [Tanzcafés] „Le Memphis“ wohnen. Dort habe ich die älteren, gut gekleideten Rentnerinnen und Rentner gesehen, die sich täglich um 13:30 Uhr in eine lange Schlange einreihten. Um 14 Uhr öffnet nämlich das Tanzcafé. Ich fand es interessant und spannend, diese Welt zu erkunden. Und dann bin einfach mal reingegangen. Man kommt also am helllichten Tag in so eine dunkle, rote, Plüsch-Höhle – gerade das Memphis hat ja diesen besonderen Flair – und ist dann in einer komplett anderen Welt. Das hat mir gut gefallen.